In Gedenken an den 75. Jahrestag der Zerstörung der Marktkirche und des Rathauses am 5. April 1945 gestalten die Hamelner Kantorei und das Theater Hameln mit dem HAMELNER REQUIEM ein Wandelkonzert mit Tanz- und Videoperformance. Im Mittelpunkt steht das „Requiem KV 626“ von Wolfgang Amadeus Mozart – ein Werk, das auf eindringliche Weise von Tod und Hoffnung erzählt.
Die Konzerte sind Abschluss und Höhepunkt des partizipativen Projekts DU FÜR HAMELN – WIR FÜR HAMELN, das Hamelner Bürger*innen, Schüler*innen an weiterführenden Schulen, Akteur*innen aus der Kulturszene, kirchliche und weltliche Chöre und Musikgruppen einbezieht. Es möchte sich mit künstlerischen Mitteln dem musikalischen Werk und der Stadtgeschichte nähern, beide Elemente auf ihre Themen und Aktualität befragen und über die kreative Auseinandersetzung persönliche Lebensbezüge für die Gegenwart herstellen.
So initiiert DU FÜR HAMELN – WIR FÜR HAMELN verschiedene Formate zeitgemäßer Gedenkkultur von Hamelner*innen für Hamelner*innen.
POSTKARTEN-AKTION
HAMELNER ENGAGEMENT DAMALS UND HEUTE
1945 war Hameln vom Krieg erschüttert: die Weserbrücken waren gesprengt, das Rathaus und die Marktkirche standen in Flammen, Teile der Stadt lagen in Trümmern. Der Zweite Weltkrieg hinterließ grausame Spuren – sichtbare und unsichtbare. In dieser schweren Zeit gab es Hamelnerinnen und Hamelner, die sich für ihre Stadt und ihre Mitmenschen einsetzten, um noch größeren Schaden abzuwenden.
In Gedenken an das Engagement von damals hat eine Postkartenaktion das Engagement von heute sichtbar gemacht und die Geschichten derer erzählt, die sich heute für eine starke Gemeinschaft und ein vielfältiges Miteinander in Hameln engagieren. Kleine, unscheinbare Geschichten, die alltäglich im Verborgenen geschehen, waren dabei genauso wichtig und wertvoll wie großes, öffentlichkeitswirksames Engagement.
„Mich begeistern alle Bürgerinnen und Bürger, die Tag für Tag dazu beitragen, diese Stadt ein wenig menschlicher zu machen“ – war ein Statement aus der Postkartenaktion. Über 200 Einsendungen haben uns erreicht. Sie erzählen von einzelnen Personen, ehrenamtlichen Teams und institutionellen Programmen und zeigen die wundervolle Vielfalt des Hamelner Engagements.
MUSIKPROJEKT
KLANGINSTALLATIONEN ZUM HAMELNER REQUIEM
Das partizipative Musikprojekt zum HAMELNER REQUIEM lud Hamelner Musikerinnen und Musiker aller Genres zur Mitwirkung ein. Musikvereine, Chöre und Bands, Schulklassen, Orchester, Instrumentalensembles sowie einzelne Musikerinnen und Musiker (insgesamt über 250 Akteurinnen und Akteure) haben dafür kleine Passagen aus dem Mozart-Requiem interpretiert. Für jede Besetzung wurden individuelle Arrangements erstellt – von Gitarre, Flöte, Gesang, über Blechbläser, Orgel und Streicher bis hin zur Band. So konnten alle Leistungsstufen vom Anfänger bis zur professionellen Musikerin Teil des HAMELNER REQUIEMS werden.
Aus allen Audioaufnahmen wurden drei Klanginstallationen gestaltet, die die Besucherinnen und Besucher an den Konzertabenden auf ihrem Weg zwischen Theater und Marktkirche musikalisch begleiten sollten. Pandemiebedingt mussten die Wandelkonzerte und damit auch die Klanginstallationen 2020 leider abgesagt werden. Umso erfreulicher war, dass vorher der wertvolle Austausch mit den Hamelner Musizierenden und auch die musikalische Auseinandersetzung der verschiedenen Akteure mit dem Mozart-Requiem stattfinden konnten.
DER LICHTERWEG
ZEICHEN DER HOFFNUNG UND DES MITEINANDERS
Die Corona-Pandemie führte dazu, dass das HAMELNER REQUIEM eine unvorhergesehene Wendung nahm. Während Postkartenaktion, Ausstellungen und Musikprojekt seit Beginn 2020 schon den Weg zu den Konzertabenden auf vielfältige Weise bereitet hatten und das Vermittlungsprojekt auf seinen Höhepunkt zusteuerte, kam alles anders. Die Wandelkonzerte mussten auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Nun, drei Jahre später, wird das HAMELNER REQUIEM zur Aufführung kommen. Das Thema hat leider nichts an Aktualität verloren – heute tobt wieder Krieg in Europa, die Welt rüstet auf. Mit dem HAMELNER REQUIEM möchten die Hamelner Kantorei, das Theater Hameln und VISION KIRCHENMUSIK der Gewalt ein Zeichen des Friedens entgegensetzen.
Auch die Musikvermittlung widmet sich dieser Friedensbitte. Dennoch erforderte die Terminverschiebung vom lichten Frühling in den dunklen November ein neues Konzept für den Weg zwischen Theater und Kirche. Die Sehnsucht nach Wärme und Licht, nach Trost und Hoffnung rückte das Format eines Lichterwegs in den Blick.
Es birgt die Chance, das Mozart-Requiem, auf das wir an diesen Abenden vom Theater zur Marktkirche zugehen, mit anderer Haltung zu hören – in Erinnerung an bedeutsame Menschen aus der eigenen Biographie oder in gemeinschaftlichem Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt auf der ganzen Welt. Zugleich setzen wir mit den hunderten von Lichtern und dem begleitenden Glockenläuten auch ein auffallendes, wirkungsvolles Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Miteinanders. So wird es auch in der Neuauflage ein HAMELNER REQUIEM, das viele Hamelnerinnen und Hamelner mitgestalten und das ausstrahlt in die Stadt.
AUSSTELLUNGEN
WIR FÜR HAMELN
Vor 75 Jahren waren in Hameln die Spuren des Krieges deutlich sichtbar. In dieser schweren Zeit engagierten sich Hamelnerinnen und Hamelner für den Wiederaufbau ihrer Stadt und setzten sich für ihre Mitmenschen ein.
In Gedenken an das Engagement von damals machten verschiedene Ausstellungen das Engagement von heute über die eingesendeten Postkarten und in großformatigen Porträts von Hamelner Engagierten in der Reihe „Kunst im Treppenhaus“ im Eugen-Reintjes-Haus und in der Marktkirche St. Nicolai sichtbar.
ONLINE-AUSSTELLUNG
Nachbarschaftshilfe, Karate für Kinder, Müllsammeln in der Natur, Frühstück für Obdachlose, Benefizkonzerte, Begleitung von Familien mit Neugeborenen, Kirchenvorstand, Flüchtlingshilfe, Literaturkreis und Rattenfängerspiel… – Engagement hat in Hameln viele Gesichter. Die Ausstellung WIR FÜR HAMELN macht dieses Engagements sichtbar.
Begleitend zur Ausstellung der Postkarten und Porträts in der Marktkirche St. Nicolai ist während des Lockdowns eine Online-Ausstellung entstanden. Sie zeigt die Vielfalt des Hamelner Engagements in bewegten Animationen und Cinemagraphs von Anna-Kristina Bauer und Andreas Graf.
Die Bilder und Geschichten der Einzelnen stehen dabei sinnbildlich für die große Gemeinschaft derer, die sich heute für ein vielfältiges Miteinander in Hameln engagieren.
Versunken in Trümmern.
Marktkirche und Rathaus vor 75 Jahren
Sonderausstellung im Museum Hameln
13. März bis 13. September 2020
Am frühen Morgen des 5. Aprils 1945 stand Hameln unter Beschuss. Die amerikanischen Truppen am Westufer der Weser hatten mit dem Turm der Marktkirche ein ideales zentrales Ziel für ihr Artilleriefeuer gefunden. Die Katastrophe war nicht mehr aufzuhalten. Der in Flammen stehende Turm stürzte auf das Dach des Hamelner Rathauses, beide Gebäude brannten vollständig aus. Die Feuerwehr konnte nur machtlos zusehen.
Nach dem Kriegsende begann die Diskussion um den Wiederaufbau dieser beiden historischen Gebäude. Während das Rathaus 1946 komplett abgerissen wurde, konnte 1949 in den Ruinen der alten Marktkirche zunächst eine Notkirche eingerichtet werden. Doch es sollte noch bis 1959 dauern, bis die Marktkirche vollständig mitsamt dem neuen Turm wieder aufgebaut war.
Die kleine Sonderausstellung im Museum Hameln erzählte die Geschichte der Marktkirche und des Rathauses von der Zerstörung 1945 bis zum Wiederaufbau 1959.
Nähere Informationen zur Ausstellung und zum Museumsbesuch unter www.museumhameln.de
KONZERTE
HAMELNER REQUIEM
Höhepunkt und Abschluss des Projekts werden die Konzertabende. Erstmalig gestalten die Hamelner Kantorei und das Theater Hameln ein gemeinsames Konzert, bei dem Werke von Franz Schubert und Wolfgang Amadeus Mozart auf zeitgenössischen Tanz und Videoelemente treffen.
Die Konzerte beginnen jeweils im Theater und nehmen die Besucher*innen anschließend mit auf einen mit künstlerischen Interventionen gestalteten Weg zur Marktkirche, wo der zweite Teil des Konzertabends stattfindet. Beide Konzertteile werden von der Deutschen Tanzkompanie Neustrelitz unter der Leitung von Choreograph Lars Scheibner mitgestaltet.
Die außergewöhnliche Besetzung und die besondere Inszenierung versprechen ein einmaliges Kulturerlebnis und eine besondere Form des künstlerischen Gedenkens an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren.
Franz Schubert: Streichquartett Nr. 14 d-Moll (D 810)
Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-Moll (KV 626)
Hamelner Kantorei an der Marktkirche | SinG! Society des Schiller-Gymnasiums Hameln | Sophia Körber (Sopran) | Weronika Rabek (Alt) | Georg Drake (Tenor) | Johannes Schwarz (Bass) | Kuss Quartett | Ensemble Antico (auf historischen Instrumenten) | Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz
Choreographie und Inszenierung: Lars Scheibner | Musikalische Leitung: Stefan Vanselow | Künstlerische Konzeption: Wolfgang Haendeler, Stefan Vanselow | Musikvermittlung: Silke Lindenschmidt, Ulf Pankoke | Fotorecherche: Mario Wezel | Fotografien & Bühnenbild: Gideon Mendel
Konzertdauer: 110 Minuten (mit Pause)
www.hamelner-kantorei.de
www.theater.hameln.de
Förderpreis Musikvermittlung
Das Konzert- und Vermittlungsprojekt HAMELNER REQUIEM wurde mit dem Förderpreis Musikvermittlung 2019 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und Musikland Niedersachsen ausgezeichnet. Er wird alle zwei Jahre an herausragende niedersächsische Konzepte im Bereich Musikvermittlung vergeben. Wir freuen uns, dass das Hamelner Engagement für die Musikvermittlung darüber eine besondere Wertschätzung und Aufmerksamkeit erfahren hat.
Der Förderpreis wird am 5. November 2023 im Anschluss an den Musikgottesdienst zum HAMELNER REQUIEM um 18 Uhr im Münster St.Bonifatus Hameln verliehen.
KONTAKT
Postkarten-Aktion DU FÜR HAMELN, Musikprojekt,
Lichterweg, Ausstellungen WIR FÜR HAMELN
VISION KIRCHENMUSIK
Ulf Pankoke und Silke Lindenschmidt
mail@visionkirchenmusik.de
Telefon: 05121 – 206 92 90
(Mo–Fr: 8:30–12 Uhr)
www.visionkirchenmusik.de
Konzerte HAMELNER REQUIEM
Stefan Vanselow
Leiter der Hamelner Kantorei an der Marktkirche
und Initiator des Konzertprojekts HAMELNER REQUIEM
info@hamelner-kantorei.de
Telefon: 05151 – 556 61 42
www.hamelner-kantorei.de
Ausstellung „Versunken in Trümmern. Marktkirche und Rathaus vor 75 Jahren“
MUSEUM HAMELN
Osterstr. 8–9
31785 Hameln
Telefon: 05151 – 202 1215
Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr
www.museum-hameln.de
Kartenvorverkauf für das HAMELNER REQUIEM
THEATERKASSE AM THEATER HAMELN
Rathausplatz 5
31785 Hameln
Kartenbestellung per Telefon: 05151 – 916220
Kartenbestellung per E-Mail: theaterkasse@hameln.de
DU FÜR HAMELN − WIR FÜR HAMELN
ist ein Gemeinschaftsprojekt von
Das HAMELNER REQUIEM wird gefördert durch:
Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Förderpreis Musikvermittlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und Musikland Niedersachsen, Hanns-Lilje-Stiftung, Landschaftsverband Hameln-Pyrmont und Land Niedersachsen, Melitta-Labenski-Stiftung, Stadt Hameln, Stiftung Niedersachsen